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Big Business - Biogas

BigBusinessIMG 7033WebDie Energiewende hat ein neues Geschäftsfeld entdeckt: Energiegewinnung durch nachwachsende Rohstoffe.

Biogas-Visionäre treten in letzter Zeit vermehrt in der Öffentlichkeit auf und predigen uns die vermeintlichen Vorteile der Energiegewinnung durch Biomasse. Die Vertreter berufen sich auf Analysen, Zahlen und Prognosen, die glauben lassen, man hätte endlich eine umweltfreundliche Möglichkeit der Energieerzeugung gefunden, die sich beliebig ausbauen lässt. Dabei ist schon allein der Begriff „Bio" eine bewusste Manipulation, denn er suggeriert, dass hier Energie umweltfreundlich erzeugt wird. Die Tatsachen sehen allerdings ganz anders aus. Die meisten Biogasanlagen belasten die Umwelt deutlich mehr, als man vermutet.

Was ist Biogas und wie funktioniert eine Biogasanlage? Biogas ist ein brennbares Gas, das sich aus Methan und Kohlenstoffdioxid (CO2) zusammensetzt. Es entsteht durch Vergärung von Biomasse, also den natürlichen Abbau organischer Stoffe tierischen oder pflanzlichen Ursprungs durch die Zersetzung durch Bakterien.

Der Rohstoff, der in unserer Gegend hauptsächlich eingesetzt wird, ist Mais. Dieser wird nach den Ernten gemahlen und in licht-und luftdichte Behälter (sog. Fermenter) eingeführt. Dort wird die Biomasse von Mikroorganismen abgebaut. Bei diesem Gärprozess entsteht Biogas, das bei uns haupt-sächlich als Brennstoff zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt wird. Es kann aber auch weiter zu Biomethan oder Biokraftstoffen („Biosprit") aufbereitet werden. Die Gärrückstände aus Biogasanlagen werden weitestgehend wieder als Düngemittel auf die Felder verteilt.

Auf den ersten Blick klingt das Prinzip ganz gut. Es wäre aber ziemlich naiv zu glauben, dass diese Energie ohne große Umweltbelastung in beliebiger Menge herzustellen ist. Man muss zunächst ein hohes Maß an Energie investieren. So kostet es viel Energie, für eine Anlage tausende Tonnen Mais anzubauen, ihn zu düngen, vor Schädlingen zu schützen, zu ernten, zu häckseln, zu transportieren, unter Umwälzen zu vergären und die Gärrestmengen wieder auf den Feldern zu verteilen. Das alles hat mit „Bio" nicht viel zu tun. „Agrarenergie" wäre hier die treffendere Bezeichnung, allerdings lässt sich der Begriff „Bio" natürlich viel besser verkaufen. Die Landwirtschaft wird zum Kraftwerk umgepflügt und industrialisiert.

Auch ökonomisch gesehen ist der Irrweg schon vorprogrammiert. Auf der einen Seite erscheint das Geschäft mit Biomasse durch die staatlichen Subventionierungen äußert lukrativ. Auf der anderen Seite entsteht eine beunruhigende Konkurrenz zum Anbau von Lebens- und Futtermitteln. Unsere Felder sollten in erster Linie für Mensch und Tier bestellt werden. Stattdessen wird in Deutschland eine Monokultur in Form von Maisanbau subventioniert, die eine paradoxe Auswirkungen hat: Wir müssen in Zukunft unsere Nahrungsmittel importieren. Die Preise der Nahrungsmittel werden steigen – und zwar kräftig. Haben wir bei Nahrungsmitteln im Vergleich zum letzten Jahr Preiserhöhungen um bis zu 50%, so werden in Zukunft noch höhere Preissteigerungen zu erwarten sein. Nebensache wird dabei die Qualität der Importware. Hierzulande gibt es strenge Verordnungen über den Nahrungsmittelanbau zum Schutz der Verbraucher und der Umwelt. Ob diese Gesetze auch in nichteuropäischen Ländern gelten oder dort eingehalten werden, ist zu bezweifeln.

Wenn Lebensmittel in zunehmenden Umfang als Energieträger verfeuert werden, betrifft das aber nicht nur uns, es verstärkt den weltweiten Hunger. Durch den globalen Bioenergie-Boom werden in Entwicklungsländern ganze Landstriche in industrielle Monokulturen umgewandelt. Gewinner sind hier keinesfalls die kleinen Bauern, sondern das große Geschäft machen Konzerne und Großgrundbesitzer. Die Ärmsten der Armen haben keine politischen Vertreter und wir geben ihnen kein Mitspracherecht, wenn wir ihnen ihre Nahrungsgrundlage wegnehmen. Als Beispiel: Das Getreide, das umgewandelt in Biosprit zur Tankfüllung eines Oberklassewagens notwendig ist, kann einen Menschen ein ganzes Jahr lang ernähren.

Auch klimatechnisch gesehen sind Biogasanlagen keinesfalls „Bio". Maisanbau zehrt den Ackerboden aus, baut also Kohlenstoff im Ackerboden ab und wird zudem intensiv mit Stickstoff gedüngt, was wiederum besonders schädliche Klimagasemissionen zur Folge hat. Das bei der Vergärung erzeugte Biogas setzt sich hauptsächlich aus Methan und Kohlenstoffdioxid zusammen. Diese Gase gehören zu den Treibhausgasen, welche die Umwelt schädigen, wenn sie unverbrannt in die Atmosphäre gelangen. Schon heute ist die Landwirtschaft für rund 14 % der weltweiten Treibhausgase verantwortlich, was übrigens hauptsächlich an dem Einsatz gigantischer Mengen an Kunstdünger liegt, wodurch permanent Klimagase in die Atmosphäre gelangen. Dass CO2 den Treibhauseffekt begünstigt, dürfte allgemein bekannt sein. Das im Biogas enthaltene Methan befeuert den Treibhauseffekt etwas 25-mal so stark wie CO2. Bei der Biogasproduktion entstehendes Lachgas hat zudem ein 300-mal so hohes Treibhauspotenzial wie CO2. Selbst bei optimiertester Anlagentechnik sind Biogasanlagen nicht absolut dicht. In der Fachliteratur werden Verluste, die in die Atmosphäre gelangen, sogar auf bis zu 15% beziffert.

Laut „Stern Review", eine Studie zu Ökonomie und Klimawandel im Auftrag der britischen Regierung, werden die gesamten Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft bis zum Jahr 2020 um etwa 30 Prozent ansteigen. Die sogenannten Entwicklungsländer werden ihren Verbrauch von chemischen Düngemitteln während desselben Zeitraums verdoppeln. Die Klimakatastrophe ausgerechnet mithilfe der Agrarindustrie bekämpfen zu wollen, ist wie den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben – vielleicht noch schlimmer.

Der vielfach verbreitete Eindruck „Heile Welt durch Energiegewinnung mit nachwachsenden Rohstoffen" ist angesichts dieser Tatsachsachen nicht tragbar. Vielmehr trägt die industrielle landwirtschaftliche Energieproduktion zur Zerstörung von Umwelt und Klima sowie zur Erhöhung des weltweiten Hungers bei. Alternative Energien sind wünschenswert, ob aus Wind, Wasser, Sonne oder natürlichen Rohstoffen, solange wir unsere Umwelt nicht nachhaltig schädigen oder anderen Menschen ihre Existenzgrundlage wegnehmen. Auf Dauer wäre es aber das Beste für Mensch und Umwelt einfach weniger Energie zu verbrauchen. Aber mit dieser Botschaft lässt sich wahrscheinlich kein Geld machen.

Quellenangaben:
http://www.regenwald.org/regenwaldreport/2007/229/die-biosprit-luege-nachwachsender-wahnsinn
http://www.zeit.de/2011/29/Biogas
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/umweltgifte/greenpeace_pestizide_in_lebensmitteln.pdf
http://www.focus.de/finanzen/news/deutlicher-preisanstieg-kartoffeln-plus-63-prozent-aepfel-plus-28-prozent-so-schiessen-die-lebensmittel-preise-in_aid_1070610.html